Zerstörung, Hunger, Krankheit und Tod in Dietzenbach
Heute beschäftigen wir uns mit den Folgen von Krieg, Erbstreitigkeiten und einer Unwetterkatastrophe im 17. Und 18. Jahrhundert für die Dietzenbacher Bevölkerung.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618-48) verhielt sich zwar der Landesherr, Graf Reinhard I. von Hanau, zu dessen Besitz auch Dietzenbach gehörte, neutral, dennoch bedeutete dies keineswegs, dass Dietzenbach und der Rest der Grafschaft von Zerstörung, Hunger, Krankheit und Tod verschont blieben. Die Bevölkerung litt sehr unter Seuchen, Hungersnot und marodierenden Soldaten. Vier Jahre lang blieb das Dorf unbewohnt, nachdem 1634 die schwedischen Truppen die letzten überlebenden Dietzenbacher vertrieben hatten.
In der Dietzenbacher Kirchenchronik wurden die Ereignisse jener Zeit festgehalten:
Anno 1643
„Im Jar 1634 … seindt wir zu Dietzenbach durch … Schwitischs Kriechsvolk vertrieben worden und in vier Jaren hatt können hir niemandt wonnen. Es sindt in unser gemein damalig 75 Man gewesen. Es ist selbigen wintter die Kirchen abgebrannet worden und das ganß Dorff bis auff 16 heuser und 6 Scheunen. Es sindt in diesen 4 Jaren in unser gemein im Ehlendt und in Hungersnott 51 Man gestorben und 48 Weiber.“
Keine 90 Jahre später wurde Dietzenbach erneut zum Kriegsschauplatz. Über 500 Jahre regierten die Grafen von Hanau in der Grafschaft. Als im Jahre 1736 nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen Johann Reinhold III., das Geschlecht ausstarb, wurde Dietzenbach zum „Zankapfel“ im Erbstreit zwischen den beiden Landgrafschaften Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt.
Aufgrund des Erbvertrags von 1643 fiel der Hanau-Münzenberger Landesteil an Hessen-Kassel. Hanau-Lichtenberg fiel an Hessen-Darmstadt, wegen der Ehe der einzigen Tochter des letzten Hanauer Grafen mit dem Erbprinzen Ludwig (VIII.) von Hessen-Darmstadt. Allerdings blieb jahrzehntelang die Zugehörigkeit des Amtes Babenhausen zum Münzenberger oder Lichtenberger Erbteil umstritten. Erst durch die Verträge von 1762 und 1771 wurde der Erbstreit beigelegt und Dietzenbach dem Landgrafen von Hessen-Darmstadt zugesprochen.
Auch als der Österreichische Erbfolgekrieg (1740-48) ausbrach, wurde Dietzenbach von den Kriegsereignissen eingeholt. Zwar kam es nicht zu kriegerischen Auseinandersetzungen, doch diente das Dorf als Durchzugsgebiet für französische, österreichische und ungarische Truppen.
Am 19. Juni 1774 suchte eine Umweltkatastrophe Dietzenbach heim. Es war ein Sturmwind, der ungefähr fünf Minuten dauerte und in Dietzenbach und Umgebung starke Verwüstungen anrichtete.
Aus den Dokumenten von Johann Philipp Dieffenbach geht folgendes hervor:
Anno 1774
Die Kirche und der Thurm ist sehr ruiniert und das Schulhauß in einem solchen Zustand versezet worden, daß es nicht mehr gebraucht werden kann, sondern neu erbauet werden muß. 36 Gebäude sind ganz eingestürzt, sehr viele abgedeckt, und überhaupt alle beschädiget.
Außerdem wurden fast 2000 Obstbäume vernichtet und man beklagte eine Tote.
Sind Sie an weiteren Informationen und Geschichten interessiert? Dann besuchen Sie unsere Website (www.heimatverein-dietzenbach.de) oder unser Museum in der Darmstädter Straße 7-11, das jeden Sonntag von 15:00 bis 18:00 Uhr geöffnet ist.
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